Für die Eltern

12 Forderungen eines Kindes an seine Eltern/Erzieherinnen

 

1. Verwöhne mich nicht !

Ich weiß genau, dass ich nicht alles bekommen kann, ich will dich nur auf die Probe stellen.

 

2. Sei nicht ängstlich, im Umgang mit mir standhaft zu bleiben !

Mir ist Haltung wichtig, weil ich mich dann sicherer fühle.

 

3. Weise mich nicht im Beisein anderer zurecht, wenn es sich vermeiden lässt!

Ich werde deinen Worten mehr Bedeutung schenken, wenn du zu mir leise und

unter vier Augen sprichst

 

4. Sei nicht fassungslos, wenn ich zu dir sage: "Ich hasse Dich!“

Ich hasse nicht dich, sondern deine Macht, meine Pläne zu durchkreuzen.

 

5. Bewahre mich nicht immer vor den Folgen meines Tuns !

Ich muss auch peinliche und schmerzliche Erfahrungen machen, um innerlich zu reifen.

 

6. Meckere nicht ständig !

Ansonsten schütze ich mich dadurch, dass ich mich taub stelle.

 

7. Mache keine vorschnellen Versprechungen !

Wenn du dich nicht an deine Versprechungen hältst, fühle ich mich schrecklich im Stich gelassen.

 

8. Sei nicht inkonsequent !

Das macht mich unsicher und ich verliere mein Vertrauen zu dir.

 

9. Unterbrich mich nicht und höre mir zu, wenn ich Fragen stelle!

Sonst wende ich mich an andere, um dort meine Informationen zu bekommen.

 

10. Lache nicht über meine Ängste !

Sie sind erschreckend echt, aber du kannst mir helfen, wenn du versuchst, mich ernst zu nehmen.

 

11. Denke nicht, dass es unter deiner Würde sei, dich bei mir zu entschuldigen!

Ehrliche Entschuldigungen erwecken bei mir ein Gefühl von Zuneigung und Verständnis.

 

12. Versuche nicht, so zu tun als seiest du perfekt oder unfehlbar !

Der Schock ist groß, wenn ich herausfinde, dass du es doch nicht bist.

 

Ich wachse so schnell auf und es ist sicher schwer für Dich,

mit mir Schritt zu halten.

Aber jeder Tag ist wertvoll, an dem du es versuchst.

 

Lucia Feide

 

 

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Als der liebe Gott die Tagesmutter schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden.

 

Da erschien der Engel und sagte: “Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur!”

Der liebe Gott sprach: “Hast Du die speziellen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll pflegeleicht sein; sie soll 160 bewegliche Teile haben; sie soll Nerven wie Drahtseile haben und einen Schoß, auf dem 10 Kinder gleichzeitig sitzen können, und trotzdem muss sie auf einem Kinderstuhl platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles anbinden lässt; und sie soll in einer überwiegend gebückten Haltung leben können. Ihr Zuspruch soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz; und sie soll sechs Paar Hände haben!”

 

Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: “Sechs paar Hände - das wird kaum gehen!”

“Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen” sagte der liebe Gott, “aber die drei Paar Augen, die eine Tagesmutter haben muss!” “Gehören die denn zum Standardmodell?” fragte der Engel.

Der liebe Gott nickte: “Ein Paar Augen, das durch geschlossene Türen blickt, während sie fragt: Was macht Ihr denn da drüben? - obwohl sie es längst weiß. Ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was sie nicht sehen soll, aber wissen muss. Und natürlich noch die zwei Augen hier vorn, aus denen sie ein Kind ansehen kann, das sich unmöglich benimmt und die trotzdem sagen: Ich verstehe dich und habe dich sehr lieb - ohne dass sie ein einziges  Wort spricht.”

 

“O Herr!” sagte der Engel und zupfte ihn leise am Ärmel, “geht schlafen und macht morgen weiter.”

"Ich kann nicht”, sagte der liebe Gott, “ denn ich bin sehr nahe daran, etwas zu schaffen, das mir einigermaßen ähnelt. Ich habe es bereits geschafft, dass sie sich selbst heilt, wenn sie krank ist; dass sie 30 Kinder mit einem winzigen Geburtstagskuchen zufrieden stellt; dass sie einen Sechsjährigen dazu bringen kann, sich vor dem Essen die Hände zu waschen; einen Dreijährigen davon überzeugt, dass Knete nicht essbar ist, und übermitteln kann, dass Füße überwiegend zum Laufen und nicht zum Treten von mir gedacht waren!”

 

Der Engel ging langsam um das Modell der Tagesmutter herum. “Zu weich”, seufzte er.

“Aber zäh”, sagte der liebe Gott energisch. “Du glaubst gar nicht, was diese Tagesmutter alles leisten und aushalten kann!” "Kann sie denken?” “Nicht nur denken, sondern auch urteilen und Kompromisse schließen” sagte der liebe Gott, “und vergessen!”

 

Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells.

“Da ist ein Leck” sagte er. “Ich habe Euch ja gesagt, Ihr versucht zuviel in das Modell hineinzupacken!”

"Das ist kein Leck” sagte der liebe Gott, “das ist eine Träne.” “Wofür ist sie?” “Sie fließt bei Freude, Trauer, Schmerz, Enttäuschung und Verlassenheit.”

“Ihr seid ein Genie!” sagte der Engel.

 

Da blickte der liebe Gott versonnen:

“Die Träne”; sagte er leise, “ist das Überlaufventil!"

 

 

 

 

 

 

 

Karin Ranftelshofer